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Neurodiversität: Was deutsche Unternehmen von globalen Vorreitern lernen können




Die Förderung von Neurodiversität und Neuroinklusion gewinnt international immer mehr an Bedeutung, sowohl für Mitarbeitende als auch für die Kundschaft. Unternehmen in verschiedenen Ländern haben erkannt, dass neurodivergente Menschen nicht nur wertvolle Perspektiven einbringen, sondern auch zu Innovationskraft und Produktivität beitragen. Diese internationalen Ansätze bieten deutsche Unternehmen wertvolle Anhaltspunkte, um eigene Strategien zu entwickeln.


Vorreiterrolle globaler Unternehmen

Internationale Konzerne wie Microsoft, EY, SAP und Capgemini setzen seit Jahren auf gezielte Programme, um neurodiverse Talente zu fördern. Diese Initiativen haben eine doppelte Wirkung: Sie bieten neurodivergenten Mitarbeitenden eine inklusive Umgebung und ermöglichen Unternehmen, von spezifischen Stärken wie hoher Detailgenauigkeit, Kreativität und Problemlösungskompetenz zu profitieren.


  • Microsoft hat das „Neurodiversity @ Work“-Programm ins Leben gerufen, um neurodivergente Mitarbeitende gezielt zu rekrutieren und ihnen einen angepassten Onboarding-Prozess zu bieten. Das Unternehmen hat zudem den „Neurodiversity Career Connector“ geschaffen, der neurodiverse Talente mit geeigneten Jobs verbindet.

  • EY betreibt sogenannte „Neuro-Diverse Centers of Excellence“, in denen Menschen mit Autismus, Dyslexie und ADHS in High-Tech-Bereichen wie Künstliche Intelligenz und Datenanalyse eingesetzt werden. Dies zeigt, wie gut neurodivergente Fähigkeiten in technologiegetriebene Unternehmen integriert werden können.

  • Capgemini hat 2023 sein „NeuroInclusion“-Programm gestartet, das unter anderem auf Bewusstseinsbildung und gezielte Schulungen für Führungskräfte und Personalabteilungen setzt. Dieses Programm zielt darauf ab, bestehende Vorurteile zu durchbrechen und eine wirklich inklusive Arbeitsumgebung zu schaffen.


Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg

Die Integration neurodivergenter Menschen führt nachweislich zu erhöhter Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit. Zum Beispiel konnte JP Morgan durch sein „Autism at Work“-Programm die Produktivität in einigen Bereichen um bis zu 92 % steigern. Diese Programme tragen auch zu einer höheren Mitarbeiterbindung bei – JP Morgan meldete eine beeindruckende 99%ige Retentionsrate unter neurodivergenten Mitarbeitenden.*

Darüber hinaus fördern Unternehmen wie SAP die Zusammenarbeit zwischen neurodiversen Teams, was zu einer 90-prozentigen Mitarbeiterbindungsrate führt. Solche Programme helfen nicht nur den Mitarbeitenden, sondern stärken auch die Innovationsfähigkeit der Unternehmen.


Produkte für neurodivergente Kund*innen im Finanzwesen

Ein Beispiel aus dem Finanzwesen ist die US-amerikanische Regions Bank, die eine Kooperation mit Magnusmode eingegangen ist, um neurodivergente Kunden besser zu unterstützen. Hier werden einfache, visuelle Schritt-für-Schritt-Anleitungen geboten, die speziell für neurodivergente Personen entwickelt wurden, um alltägliche Bankdienstleistungen wie die Eröffnung eines Kontos oder das Abheben von Geld an einem Geldautomaten zu erleichtern. Eine App reduziert die Komplexität von Bankgeschäften und hilft, Angst und Stress bei neurodivergenten Kund*innen zu minimieren.

In Großbritannien verpflichten neue Richtlinien der Financial Conduct Authority (FCA) Finanzdienstleister dazu, neurodivergente Kundinnen als "vulnerabel" zu betrachten. Diese Regelung erfordert, dass Banken und Versicherungen ihre Produkte und Prozesse so gestalten, dass sie für alle Kund*innen zugänglich und verständlich sind. Ein solcher Schritt kann durch die Einführung vereinfachter Sprache, übersichtlicher Benutzeroberflächen und maßgeschneiderter Beratung geschehen.


Warum sollten deutsche Unternehmen handeln?

Der Fokus auf Neurodiversität bietet deutschen Unternehmen die Möglichkeit, sich nicht nur als inklusiv und sozial verantwortlich zu positionieren, sondern auch den Zugang zu einer enormen Talentbasis und einer unerschlossenen Kundengruppe zu eröffnen. Studien zeigen, dass neurodivergente Kundinnen oft überdurchschnittlich loyal sind, wenn ihre spezifischen Bedürfnisse erkannt und respektiert werden. Darüber hinaus profitieren alle Kundinnen von klaren, benutzerfreundlichen Prozessen und Dienstleistungen, die ursprünglich für neurodivergente Menschen entwickelt wurden.

Die Integration solcher Maßnahmen steigert nicht nur die Zufriedenheit und das Vertrauen der Kund*innen, sondern trägt langfristig zu einem positiven Unternehmensimage und finanziellen Erfolg bei


Deutsche Unternehmen können von internationalen Vorbildern lernen und ähnliche Programme implementieren. Es wäre wichtig, den Rekrutierungsprozess zu überdenken, um neurodivergente Talente besser zu integrieren. Hier können unter anderem spezielle Interviewtechniken und angepasste Onboarding-Prozesse helfen, Barrieren abzubauen. Ein Fokus auf die Schulung von Führungskräften und Teams kann ebenfalls dazu beitragen, ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse neurodivergenter Menschen zu entwickeln.

Ein weiterer wichtiger Schritt wäre, neuroinklusive Dienstleistungen für Kundinnen zu entwickeln. Google Cloud zum Beispiel setzt darauf, neurodivergente Designerinnen und Ingenieur*innen einzubinden, um Produkte zu entwickeln, die eine breite Nutzerbasis ansprechen.


Fazit

Neurodiversität ist ein Schlüsselfaktor für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Deutsche Unternehmen können durch die Implementierung von Programmen zur Unterstützung von neurodivergenten Mitarbeitenden nicht nur den Zugang zu einem talentierten Arbeitskräftepool verbessern, sondern auch von den kreativen und kognitiven Stärken profitieren, die neurodivergente Menschen mitbringen. Globale Vorbilder zeigen, dass der Erfolg solcher Initiativen messbar ist – höhere Produktivität, stärkere Bindung und innovative Lösungen sind nur einige der positiven Effekte.

Für deutsche Unternehmen ist es an der Zeit, diese Ansätze zu adaptieren und eine Kultur der Inklusion zu fördern, die sowohl für Mitarbeitende als auch für Kund*innen einen Mehrwert bietet.


Die Retentionsrate beschreibt den Prozentsatz der Mitarbeitenden, die über einen bestimmten Zeitraum in einem Unternehmen bleiben. Eine hohe Retentionsrate zeigt an, dass ein Großteil der Belegschaft langfristig im Unternehmen verbleibt, was auf eine gute Arbeitskultur und Mitarbeiterzufriedenheit hindeuten kann. In Bezug auf neurodivergente Mitarbeitende bedeutet eine hohe Retentionsrate, dass diese sich in ihrer Arbeitsumgebung wohlfühlen, was den Erfolg von Inklusionsprogrammen widerspiegelt.


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